1. Topografische Angaben
1.1 Zwischen Pronsfeld und Prüm, teils auf der Flusstrasse beiderseits der Prüm, teils an den windgeschützten Hängen vornehmlich an der Straße Richtung Brandscheid gelegen.
Banngröße: 386 ha.
Sehenswert: Alte Bauernhäuser, Sandsteinrelief an der Brücke.
1.2 Dorfform: Straßendorf und Streusiedlung.
2. Ortsname
Der Name deutet auf die Nähe eines Gewässers hin. Entstehungszeit der Dörfer mit der Endung -bach in der Prümer Kalkmulde 9. und 10. Jahrhundert n. Chr. "Pütz = Brunnen". 1523 wird der Ort "Putenbach" genannt, der Pronsfelder Pastor Walmarus nennt ihn 1636 "Putenbach", auf einer Kirchenrechnung von 1677 heißt er "Pütenbach", auf einer Homann Karte 1712 "Pitebach".
3. Einwohnerzahlen
1818 = 84
1905 = 118
1939 = 131
1952 = 124
1961 = 103
1988 = 116
1991 = 115
2015 = 101 (Tendenz steigend)
4. Geschichtliches
Spuren römischer Besiedlung fanden sich nicht. Seit dem Mittelalter gehörte Pittenbach zum Oberzentrum der Vielherrschaft oder des Kondominiums Pronsfeld. 1762 zählte Pittenbach 11 Häuser. Von diesen gehörten 3 zu Kurtrier, 7 zu Oranien und ein Haus zu Hartelstein. Somit unterstanden Bewohner eines so kleinen Dorfes 3 unterschiedlichen Gerichtsbarkeiten. Nach den Wirren der napeleonischen Besatzungszeit und der damit verbundenen Zerschlagung der kleinen Herrschaften gehörte Pittenbach seit 1815 zu Preußen, genauer zum Amt Niederprüm/Pronsfeld.
1886 wurde die Bahnstrecke Prüm-St. Vith in Berieb genommen, die den Pittenbacher Bann durchquert. Erheblichen Widerstand der Bevölkerung gab es damals gegen die staatliche Auflage, die Strohdächer gegen den Funkenflug der Dampfloks durch sichere Dachbedeckung zu ersetzen.
An der Prüm eine stattliche Mühle, die noch bis 1957 in Betrieb war, genannt "Jerresmühle". Sie wurde 1877 neu gebaut. Vorher stand dort eine Mühle im Besitz der Lamberty-Familie.
Ein Ehrenmal erinnert an die zahlreichen Opfer des 1. Weltkrieges.
Seit 1970 gehört Pittenbach zur Verbandsgemeinde Prüm.
5. Dörfliches
Vor dem 2. Weltkrieg profitierte auch Pittenbach von der regen Bautätigkeit am Westwall und besaß sogar eine eigene Handlung und Fremdenpension.
Seit dem Jahr 1957 schmückt ein schöner Bildstock aus Sandstein mit der Darstellung der Hl. Drei Könige die Prümbrücke.
- Sandsteinkreuz auf dem Weg nach Pronsfeld. sog, "Goerres-Kreuz".
- Daneben Fragment Nicolas Keils, Apolonia Keils 1840.
- Schieferkreuz oberhalb von Pittenbach Richtung Watzerath.
- Ehrenmal für die Kriegstoten.
- Dreikönigsbildstock eingeweiht 1958.
- öffentlicher Spielplatz am Radweg
6. Kirchliches
Urpfarrei: St. Remigius in Pronsfeld.
Im Niederprümer "Liber fundus" wird von der Zwietracht zwischen der Priorin von Niederprüm und den Kirchspielsleuten der Gemeinde Pronsfeld berichtet, vergleichbar mit dem heutigen Kirchenvorstand. Er ging um die Kostenübernahme des Chorbaues der Pronsfelder Kirche. Auf Befehl des Trierer Kurfürsten traten Kanonikus und Landdechant Bernhard von Kyllburg und Johann Waldpott von Bassenheim, zur Zeit Amtmann von Schönecken und Schönberg, als "Soens und Endscheidslude" mit den streitenden Parteien zusammen. Für die Abtei waren erschienen der Bruder der Abtissin Diederich von der Are und Pastor Hubricht Stridtscheid von Niederprüm, für Pronsfeld der Zender Thielmann, Hans-Peter Schmyts, Sohn von Pronsfeld, Heinen Johann der Mölner zu Poetenbach un der lange Castor von Pronsfeld.
1730 boten sich Watzerath und Pittenbach zu Hand und Spannfronden für den Neubau des Kichenschiffes der Pronsfelder Mutterkirche an.
7. Schuliches
1756 hatte jede der 10 Hausstätten dem gedungenen Winterlehrer 18 Albus zu zahlen. Außerdem musste jedes Schulkind täglich ein Scheit Holz mit zur Schule bringen.
1779 bei der Schulvisitation durch Canaris kamen Schulsaal und gedungener Lehrer, bezahlt oft in Naturalien nur schlecht weg. In diesem Jahrhundert besuchten die Pittenbacher Kinder die Schule in Pronsfeld, heute bringen die Schulbusse die Grundschüler zur Grundschule nach Pronsfeld, die älteren zur weiterführenden Schulen nach Prüm.
8. Wirtschaftliche Entwicklung
Pittenbach, ehemals reines Bauerndorf, besitzt noch 1 Haupterwerbslandwirt
auf Pittenbacher Bann eine Textilfabrik, milchverarbeitender Betrieb mit über 1000 Arbeitspätzen, Frisörsalon.
9. Vereinsleben
Feuerwehr, Frauengemeinschaft.
10. Brauchtum
"Dreikönigsfest" wurde gefeiert wie eine zweite Kirmes, heischen am fetten Donnerstag, Burgsonntag, Maibaum aufstellen, Kirmes mit Pronsfeld zusammen, Dorffest, Kindskaffee, Streppen, Spessen, Martinszug.
Alte Hausnamen:
Millich (Lamberty), Bormes (Schoden), Mais (Ballmann), Kauchs (Pütz), Kinnen (Ballmann), Hehnen (Thielmann), Keils (Alff), Fuchs (Reusch), Mirtes (Pütz), Hoppertsen (Pütz), Jerres (Hermes)
Quelle: (Alois Keppers 1992)
"Paisch" Mühle und Hecken,
von (Joachim Schröder, Pronsfeld)
In der kleinen Gemeinde Pittenbach im Prümtal trifft man auf eine Vielzahl solcher Wegenamen. So verweist etwa der "Mühlenweg" auf die einzige Mühle, die in nördlicher Richtung etwas abseits vom Dorf gelegen ist und an einen Mühlenteich angebunden war, der als "zweiter Arm" vom Fluss abgeleitet wurde und die Räder antrieb. "Paisch" ist in der Westeifel häufig gebrauchte Bezeichnung für eine Flur innerhalb der Dorfgemarkung. Ebenso verhält es sich mit dem Namen "Im Bungert" (Im Obstgarten) oder "Wengert" (Weingarten). ("Paisch" ist abzuleiten vom lateinischen Wort "pascum" das "eingefriedete Wiese" bedeutet. "Unter den Paischen", in der Mehrzahl, benennt in Pittenbach die Lage unterhalb der abschüssigen Wiesen, wo derzeit ein neues Wohngebiet entsteht. Der frühere gleichnahmige Weg - direkt an der Prüm liegend - verband früher die Ortschaft mit dem Bahnhof in Pronsfeld. Eine Besonderheit in Pittenbach ist der Weg "Daanhecken". Er führt etwas abseits der Gemeinde zu einer bäuerlichen Siedlung, flankiert von alten Bäumen mit mächtigen Wurzeln. In diesem ist der Ursprung für den Namensteil "-hecken" zu suchen - bevor sie zu stolzen Solitären heranwuchsen. Besonders markant ist eine alte Buche (siehe Foto, vergrößert beim anklicken) am Eingang zu "Daanhecken", deren Alter ein Pittenbacher Bürger auf 100 Jahre schätzt. "Daan" ist ein Hinweis auf einen Hausnamen im Ort. Ob dieser immer, wie heute angenommen "Daan" hieß, muss offen bleiben. denkbar sind auch Varianten wie Dahn oder Daun. Einen weiteren Hausnamen findet man in der Bezeichnung "Ober Kochs". Die "Dorfstraße" war und ist die Hauptader, die die Ortschaft durchzieht.